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Oh, ist der süß!

Der richtige Umgang mit einem gefundenen Igel

 

Sie sind klein, stachelig und scheu: Igel. Igel sind bedrohte Tiere und in ihrem Bestand stark gefährdet. Sie zu schützen, trägt zur Arterhaltung bei. Aber wie verhält man sich richtig, wenn man einen Igel sieht, der den Eindruck erweckt, dass er Hilfe braucht? Sandra Barfels (rechts im Bild), Geschäftsführerin des Bundesverbandes Tierschutz e.V., gibt Tipps.


 

Ist der Igel krank oder nur jung?

Wenn du in der Dämmerung einen Igel findest, solltest du dir das Tier genau anschauen. Es könnte ein junger oder ein kranker Igel sein. „Bei einem jungen Igel sind die Stacheln heller und er ist kleiner. Zusammengerollt hat er die Größe einer Zitrone“, nennt Bartels die Unterscheidungsmerkmale. „Ist der Igel größer und hat eine sogenannte Hungerfalte, also eine Falte gleich hinter dem Kopf, dann ist das Tier ein ausgewachsener Igel. Er ist dann entweder unterernährt oder krank. Das ist natürlich nicht so einfach zu erkennen. Aber ein sicheres Krankheitszeichen ist, wenn der Igel sich beim Antippen nicht mehr einrollt. Dann benötigt er Hilfe.“ Auf keinen Fall solltest Du den Igel anfassen oder ihn sofort ins Haus holen.

„Man sollte immer erst eine Igelauffang-Station anrufen“, so Barfels. Adressen findest Du im Internet, beispielsweise unter wildtierschutz-deutschland.de. Oder du nimmst Kontakt zu einem wildtierkundlichen Veterinär oder einer Veterinärin oder einem Tierheim auf, die Wildtiere vorübergehend pflegen. Wenn der Igel nach erfolgter Absprache keine professionelle Hilfe braucht, dafür aber Nahrung, kannst du ihn im Garten füttern. Dazu solltest du etwas Futter mit einem Karton abdecken, ein Loch in den Karton schneiden und den Igel hineinsetzen.

Aber Achtung: „Den Igel sollte man nur mit Handschuhen anfassen. Er könnte einen Pilz haben, der sich auf den Menschen übertragen könnte“, macht Sandra Barfels aufmerksam.


Die richtige Nahrung für Igel

Nach Absprache mit der Auffangstation oder dem wildtierkundlichen Veterinär oder der Veterinärin muss der Igel eventuell gefüttert werden. „Bloß keine Milch geben!“, warnt Barfels. „Davon bekommt er Durchfall. Geeignet sind Wasser und Katzenfutter ohne Getreide, aber mit hohem Fleischanteil. Igel sind keine Vegetarier. Sie können Obst und Gemüse nicht verwerten“, so Barfels.



Der Igel braucht Hilfe.

Wenn sich nach der Rücksprache mit Expertinnen oder Experten herausstellt, dass ein Igel Hilfe braucht, kannst du ihn in einen Karton mit Zeitungspapier setzen. Lass dir dabei gegebenenfalls von einem Erwachsenen helfen. Außerdem solltest du darauf achten, dass der Igel in seinem Karton in einer ruhigen Umgebung steht, wie zum Beispiel im trockenen Keller oder Schuppen. „Katzen oder Hunde sollten den verängstigten Igel nicht noch stören“, so Tierschützerin Barfels.

In Kürze gehen die Igel in den Winterschlaf. Darauf bereiten sie sich vor, indem „sie sich eine Fettreserve anfressen, damit sie als erwachsene Tiere etwa ein Kilo wiegen“, erklärt Sandra Barfels. „Jungtiere, die im September geboren werden, müssen mindestens 500 Gramm oder mehr wiegen, wenn sie den Winter überstehen wollen. Sonst wird es schwierig. Denn 30 bis 40 Prozent ihres Gewichtes brauchen die Igel, um während des Winters ihre Körperfunktionen bis zum Frühling aufrecht zu erhalten.“ Sie überwintern an einem ruhigen, frostfreien Ort. Daher sieht man sie öfter auch in Gärten auf der Suche nach geeigneten Winterquartieren.



So wird dein Garten für Igel sicher.

Hast du einen Garten? Dann achte in deiner Familie darauf, „das Laub einfach nur zusammenzurächen und in einer Ecke zu sammeln. Man kann auch die im Garten heruntergefallenen Äste sammeln und auf das Laub legen. Das ist ein idealer Rückzugsort für Igel, um den Winter zu überstehen. Reisig und Laub wärmen den Igel und bieten ihm Schutz vor den winterlichen Temperaturen“, sagt Sandra Barfels.


 

Igel kann man auch auf dem Balkon schützen.

Du kannst sogar dann etwas für den Igelschutz tun, wenn du keinen Garten hast. „In den Blumenkästen oder Hochbeeten kann man über den Winter hinweg die Pflanzenstängel stehen lassen“, schlägt Sandra Barfels vor. Sie erklärt auch gleich, was es mit diesem Rat auf sich hat. „Zwischen den Pflanzenstängeln entwickeln sich Insekten, krabbeln Käfer und Spinnen. Davon ernähren sich die Igel, denn sie sind Fleischfresser.“ Die Pflanzenstängel über den Winter stehen zu lassen, ist auch wichtig, weil Regenwürmer und Schmetterlingsraupen dann im nächsten Jahr wieder auf dem Speiseplan der Igel stehen können.

Dass Igel keine Vegetarier sind, erstaunt dich vielleicht. Bestimmt hast du schon einen Igel gesehen, der an einem Apfel knabbert. „Der Igel knabbert nur an dem Apfel, weil er an eine Made im Apfel herankommen möchte“, so Barfels.


 

Igel haben zu kämpfen.

Damit der Igelschutz auch noch nach dem Winter anhält, kannst du Zuhause besprechen, in eurem Garten oder auf dem Balkon keine Pestizide (chemischen Pflanzenschutzmittel) einzusetzen. Denn diese Pestizide vernichten Insekten. Insekten sind die Nahrungsgrundlage der Igel. Auch Mähroboter sind oftmals tödlich für Igel. „Sie erkennen Igel nicht. Rollt sich der Igel zusammen, fährt der Roboter trotzdem über ihn. So kommt es zu schweren Verletzungen. Oftmals werden Pfoten abgetrennt oder sogar ganze Hautregionen“, so Barfels. „Igel lieben unaufgeräumte Gärten, in denen sie Nahrung finden und sich verstecken können.“


 

Der Igel ist gefährdet.

„Der Igel steht in diesem Jahr zum ersten Mal auf der Liste der bedrohten Tiere. Er ist in seinem Bestand stark gefährdet“, macht Tierschützerin Barfels aufmerksam. „Es gibt immer weniger Streuobstwiesen, Felder und Blühwiesen. Hier findet der Igel aber eigentlich seine Nahrung. Der Igel zeigt uns, dass das Ökosystem ins Wanken geraten ist.“

 


Text: BSB/ Karin Istel

Fotos: Bundesverband Tierschutz e.V.

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