Zum Besuch von Gabriel G. und Igor Z. von "Meet a Jew" - Teil 1

von Der Schotte und ZazaMonaco

(Schreibgruppe der JVA Hahnöfersand)
 

Der Schotte:

Wir hatten neulich zwei Männer jüdischen Glaubens zu Besuch. Sie haben sich und ihren Glauben vorgestellt, erzählt, wie und wo sie aufgewachsen sind und wie ihr Leben als Juden in Deutschland ist. Es war wahrscheinlich für alle von uns das erste Gespräch mit einem Juden. Für mich war es eigentlich ein ganz normales Gespräch, ich habe Igor und Gabriel nicht als Juden gesehen, sondern als Menschen. Für mich war es vor allem interessant, als wir über das Thema „Sicherheit von jüdischen Schulen“ gesprochen haben. Darüber haben wir auch eine gute Diskussion geführt. Ich war zuerst der Meinung, dass jüdische Schulen nicht besonders geschützt werden sollten, stattdessen sollten Juden doch lieber auf normale Schulen gehen. Sowohl Igor als auch Gabriel hatten dazu eine andere Haltung, und Igor erzählte, dass er früher an einer jüdischen Schule unterrichtet hätte und dass es immer wieder Hassbotschaften und Morddrohungen gegen die Schüler und Lehrer gab. Das war mir nicht klar, dass es so krass ist. Und was ich daran sehr interessant fand, war die Tatsache, dass die Mehrheit der Schüler auf der jüdischen Schule gar keine Juden sind, sondern auch viele Christen und auch Muslime auf diese Schule gehen. Igor sagte, dass es für einen Juden wegen der Anfeindungen sehr schwer ist, auf eine normale Schule zu gehen. Ich bezweifle das. Ich meine, es gibt immer jemanden, dem irgendwas nicht passt. Aber ich habe den Eindruck, dass es der Mehrheit doch völlig egal ist, ob du schwarz bist, weiß, dick, dünn, Jude oder Muslim. Und ich denke, dass es mit dem Abkapseln nicht besser wird – man sollte lieber so viel wie möglich normalisieren.

Ich fand das Gespräch sehr angenehm und habe viel erfahren, was ich vorher nicht wusste und worüber ich mir bisher gar keine Gedanken gemacht hatte.
 


ZazaMonaco:

Frau Kibermanis hat zwei jüdische Menschen zu uns in die Anstalt eingeladen, um uns über das Judentum aufzuklären, und auch, um über den Israel-Palästina-Konflikt zu sprechen. Beide waren sehr nette Menschen, mit denen man sich gut unterhalten konnte. Sie waren zwei Stunden bei uns und haben uns viel erzählt. Dass man zum Beispiel nur dann Jude ist, wenn die Mama auch jüdisch ist. Mit einem jüdischen Vater ist man nicht automatisch Jude. Wir haben die beiden auch gefragt, ob die meisten Banken auf der Welt wirklich Juden gehören, und die beiden haben geantwortet, dass das Schwachsinn wäre.

Es war ein sehr nettes Gespräch, von dem ich leider nicht alles mitbekommen habe, weil ich noch einen Termin hatte.

 


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Die Klarnamen der Verfasser sind durch Pseudonyme ersetzt.

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