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Die Zeit läuft langsam - das Leben in der Haft

Eine literarische Miniatur von Cherik

 

Die Zeit läuft langsam - das Leben in der Haft

Eine literarische Miniatur von Cherik (Schreibgruppe der JVA Hahnöfersand)
 

In der Haft läuft die Zeit langsamer als draußen. Und natürlich langweiliger. Mein Tag verläuft so: Um 6:00 Uhr aufstehen. Das muss man. Sich fertig machen zur Arbeit. 7:00 Uhr los zur Arbeit bis 11:30 Uhr. Zurück ins Haus bis 12:30 Uhr. Dann wieder zur Arbeit bis 15:30 Uhr. Dann wieder ins Haus. Hände waschen, Gesicht waschen. Ab 16:00 Uhr Freistunde. Bisschen laufen. Mit Freunden unterhalten. Tee trinken. Um 17:00 Uhr wieder ins Haus. Haftraum saubermachen. Putzen. Mit der Familie telefonieren. Karten spielen. Duschen. Essen kochen. Mit den Kollegen ein bisschen Spaß machen. 18:30 Uhr Einschluss. Vorher heißes Wasser holen. Mülltüten. Toilettenpapier. 19:00 Uhr: Jeder liegt in seinem Bett. Ich habe noch zehn Monate. Die Zeit läuft sehr langsam. Jeden Tag ist der gleiche Tag. Die gleichen Gesichter. Die gleichen Stimmen. Gute Nacht. Schlaf gut, mein Freund. Ich liebe dich, Freiheit.

 


Bildnachweis: Bleistiftzeichnung Uhr © JVA Hahnöfersand/Cherik | Die Klarnamen der Verfasser sind durch Pseudonyme ersetzt.

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