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Was macht eigentlich ein Profiler?

Von Double-G

(Schreibgruppe der JVA Hahnöfersand)

 

Profiling nennt man die Einschätzung des Gesamtbildes einer Persönlichkeit für bestimmte Zwecke, zum Beispiel bei der Arbeitsvermittlung oder bei einer Tätersuche. Bei Letzterem kommt immer dann ein Profiler zu Einsatz, wenn ein Verbrechen aufgeklärt werden und ein weiteres verhindert werden muss. Daher nennt man Profiling auch „vorhersagende Polizeiarbeit“. Dabei wird ein Persönlichkeitsprofil eines Täters erstellt, beispielsweise um Serienstraftaten bei Sexualdelikten, Morden, Brandstiftungen und Terroranschlägen zu erkennen. Ein Profiler versucht, aus den Indizien am Tatort Hinweise auf die Persönlichkeit und das Verhaltensmuster des Täters zu finden. Er erstellt ein Persönlichkeits- und ein Bewegungsprofil, sucht nach Tatmustern - zum Beispiel: Wo ist so eine ähnliche Tat schon mal passiert? Gibt es Zusammenhänge und Gemeinsamkeiten zwischen verschiedenen Fällen? Profiler gucken sich immer das Tatmuster an (man nennt es Modus Operandi): Ist es ein Mord aus Habgier, Vertuschung oder ein besonderer Mord mit persönlichem Hintergrund? Gab es eine Beziehung zwischen Täter und Opfer? Auf welche Art und Weise wurde das Opfer umgebracht? Zum Beispiel bei einem Mord, bei dem das Opfer erstochen wurde, kann der Profiler aus der Anzahl der Stiche – einer, zwei oder dreißig - Rückschlüsse auf den Täter und das Motiv ziehen. Es spielt auch eine Rolle, wie das Opfer aufgefunden wurde - ob es zerstückelt, begraben oder einfach liegen gelassen wurde - alles das liefert Informationen über den Täter.

Profiling ist ein bisschen wie Hellseherei, da Profiler aus den Indizien am Tatort ihre Schlüsse ziehen und daraufhin eine Täterbeschreibung erstellen müssen. Sie müssen dabei wie ein Täter denken. Weil sie oft nur den Tatort als Beweis haben, versuchen sie, sich in die Rolle des Täters hineinzuversetzen und wie er zu denken, um daraus auf seine Vorgehensweise und auf den Tathergang zu schließen. Die Polizei ist für die allgemeine Sicherheit und die Aufklärung von Verbrechen da, für größere Fälle werden dann Profiler dazu geholt. In der Fachsprache heißt Profiling „Operative Fallanalyse“. Es ist auch schon vorgekommen, dass Profiler die falschen Schlüsse gezogen und daher ein nicht zutreffendes Täterprofil geliefert haben, so dass dann nach dem falschen Täter gesucht wurde und der richtige nicht überführt werden konnte.

Profiler kann man werden, wenn man Psychologie und Kriminalistik studiert und sich sehr für Menschen und Verbrechen interessiert - die meisten Profiler haben auch eine Gabe dafür. Profiler sollte man nur werden, wenn man auch damit klarkommt, denn es ist ein harter Job: Die Opfer, blutige Tatorte - das ist nichts für schwache Nerven. Diesen Beruf sollten nur Menschen ergreifen, die eine starke Psyche haben und auch damit klarkommen.

Ich würde kein Profiler sein wollen, da ich selber kriminell bin - aber vielleicht wäre ich ja auch genau deswegen besonders gut.

 


Die Klarnamen der Verfasser sind durch Pseudonyme ersetzt. | Bildnachweis: nachgestellter Tatort mit Ketchup-Blut (es ist niemand zu Schaden gekommen) © JIZ Hamburg

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