Wie weit würde ich gehen, um einem Menschen zu helfen?
von Temsa7 und ZAZAli23
(Schreibgruppe der JVA Hahnöfersand)
Für meine Familie und meine engsten Brüder würde ich alles tun. Ich würde auch einem Obdachlosen helfen, ihm zum Beispiel etwas zu Essen kaufen. Oder einer alten Dame die Einkaufstüten tragen und ihr auch gerne die Tür aufhalten. Einer Frau würde ich sowieso immer helfen. Was ich alles für jemanden tun würde, hängt davon ab, wie nah mir dieser Mensch ist. Da gibt es Abstufungen:
Zuerst meinen Bruder, für den würde ich alles tun. Dem würde ich Geld leihen und nicht fragen, wofür er es braucht. Ich würde ihm auch nicht ständig hinterherlaufen und dauernd fragen, ob er mich und mein Geld vergessen hat. Und wenn es hier eine Todesstrafe geben würde, und er würde nur dann nicht dazu verurteilt werden, wenn ich mit ihm in den Knast gehen würde, dann würde ich das tun und für ihn 15 Jahre absitzen.
Stufe zwei ist dann ein guter Kollege. Dem würde ich natürlich auch immer helfen. Als Drittes kommt dann der flüchtige Bekannte, also eigentlich eine fremde Person. Da bin ich erstmal zurückhaltend, ich kenne den ja nicht. Wenn der mich zum Beispiel um Geld bitten würde, das er für seinen Anwalt braucht, sich dann aber in Wirklichkeit eine Waffe davon kauft und damit jemanden verletzt – damit will ich nichts zu tun haben. Und mein Geld will ich natürlich auch sofort zurück. Als letztes kommt mein Feind - dem würde ich nicht helfen. Auch nicht, wenn er in Gefahr oder in Not ist.
Wenn ein Freund oder eine Freundin angegriffen oder verletzt würde, dann würde ich ihm oder ihr helfen und würde schon wollen, dass die Täter zur Rechenschaft gezogen werden. Wenn ich jemandem helfen würde, wäre es schön, wenn er sich bedankt. Weil das was mit Respekt zu tun hat und ich mich auch bei Menschen bedanken würde, die mir helfen. Aber wenn ein Mensch sich bei mir nicht bedanken würde, dann würde ich ihn darauf ansprechen und ihn darauf aufmerksam machen, dass es schön wäre, wenn man sich bedankt.
Die Klarnamen der Verfasser sind durch Pseudonyme ersetzt.
Bildnachweis: Männer helfen sich beim Klettern © Panumas/AdobeStock