Der Hamburger Jugendserver

Man kommt allein auf die Welt - und man stirbt allein

von Akho und Momo

(Schreibgruppe der JVA Hahnöfersand)
 

Allein sein mag für den ein oder anderen nicht infrage kommen, doch es kann helfen.

Wenn ich allein bin, dann denke ich erst an viel Vergangenes, und das dauert meist sehr lange.

Es kann sich einige Wochen hinziehen.

Dann gibt es Tage, an denen ich über meine Zukunft nachdenke und mir dann einen Plan mache.

Ans Alleinsein gewöhnt man sich nach einer Zeit.

Du wohnst allein.

Du gehst allein einkaufen.

Du lebst allgemein allein.

Das ist ein Alltag, an den man sich gewöhnt.

Du hast in deiner Jugend viel allein gemacht.

Vieles allein durchgezogen.

Dann wird es mit der Zeit normal für dich.

Es gibt Menschen, die sagen: Alleinsein strahlt ein negatives Dasein der Person aus.

Doch das bezweifle ich.

Das Alleinsein hilft mir.

Ich musste mir viel selbst beibringen und bin froh darüber.

Viele Leute gehen raus und versuchen dann, sich zurückzuziehen, um Ruhe zu spüren.

Für mich gibt es so etwas nicht.

Ich habe Ruhe, jeden Tag - wenn ich sie brauche oder nicht. Menschen fragen, ob es mir gut geht; dabei frage ich mich, wieso es mir nicht gut gehen sollte.

Aber das lasse ich meist so stehen und gehe meinen Weg.

Ich achte viel auf mein Umfeld, mache mir Gedanken, was andere machen und wie es ihnen geht.

Ich werde von meinen Freunden zu Unternehmungen gerufen, was ich meistens ablehne.

Aber sie wissen, was für eine Persönlichkeit ich habe, und akzeptieren mein Verhalten, wofür ich dankbar bin.

Alleinsein bedeutet nicht, depressiv, egoistisch oder sonstiges zu sein. Es gibt Menschen, die das Leben in vollen Zügen genießen und ihren Weg gehen. Menschen, die gern allein sind, befassen sich gerne mit sich selber und das ist gut - vor allem wenn ein Mensch unsere Situation durchlebt.

Du bist jeden Tag „auf Zelle“;

Du denkst über jegliche Situation nach - an die Familie, an Freunde, an die Arbeit, an mich selbst.

Und dann gibt es schlechte Tage, an denen ich einfach an nichts denke, mit niemandem rede, alles ablehne und einfach die Stille suche.

Es ist ein schlechter Tag, wenn mein Kopf leer ist und ich mit allem überfordert bin. Ein gedankenloser Tag ist schlecht und schlägt auf die Psyche.

Allein ist nicht einsam, sondern Alleinsein ist die Ruhe in Person. Hast du deine Ruhe und bist allein, weißt du, wie du mit deinem Schmerz umgehst.

 


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Die Klarnamen der Verfasser sind durch Pseudonyme ersetzt.

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