Der Hamburger Jugendserver

Hass gegen Frauen

Antidemokratische Ansichten in der Manosphere

 

Kennst du den Film The Matrix? Der erste Film dieser Reihe erschien 1999. In dem Film gibt es eine Szene, in der der Haupt-Protagonist Neo die Wahl zwischen einer roten und einer blauen Pille hat. Denn die Realität, die die Menschen für wahr halten, ist eine künstlich erschaffene Welt. Die rote Pille verspricht, dies zu erkennen und fortan die Wahrheit zu sehen. Die blaue Pille beließe Neo hingegen in der Fake-Realität. Im Film entscheidet sich Neo für die rote Pille.

Die Cyberkultur Manosphere, die sich vor allem in sozialen Netzwerken, Blogs und Foren, auf Männlichkeit und Männerthemen konzentrieren, hat die Red-Pill-Metapher adaptiert. Die Anhänger die sich als ‚Red-Pilled‘ bezeichnen, glauben, dass sie ‚erwacht‘ seien und die eigentlichen Geschlechterdynamik verstünden. Sie glauben, sie würden von Frauen unterdrückt und wollen anderen Männern die symbolischen Pillen verabreichen, damit sie diese vermeintliche Wahrheit erkennen. Diese bezieht sich auf scheinbare Ungerechtigkeiten in Bezug auf Geschlechterrollen, Feminismus und zwischenmenschliche Beziehungen. Die von ihnen so wahrgenommene Realität, wird ihrer Ansicht nach von der Gesellschaft und den Mainstream-Medien verschleiert.

 


Incels

Auch einige sogenannte Incels vertreten diese Ansichten. Incel steht für ‚involuntary celibate‘ (unfreiwillig zölibatär). Diese Männer betrachten sich selbst als unfähig, sexuelle oder romantische Beziehungen zu Frauen einzugehen, obwohl sie dies gerne möchten. Einige Incels geben selbstbestimmten Frauen, dem Feminismus oder der Gesellschaft insgesamt die Schuld dafür.

Eine ausführliche Beschreibung zu dieser Gruppierung findest du auf den Seiten der Bundeszentrale für politische Bildung: Incels | Rechtsextremismus | bpb.de

In extremen Fällen haben einige Männer die sich der Incel-Community zugehörig fühlen, gewalttätige oder kriminelle Handlungen begangen, was zu einer erhöhten Aufmerksamkeit der Medien und der Öffentlichkeit geführt hat. Auch der Attentäter von Halle/Saale hatte Anknüpfungspunkte zur Incel-Szene (siehe bpb.de).

 


Verbindung zwischen Red-Pills und Incels

Nicht alle Red-Pilled sind Incels und in der Manosphere tummeln sich auch einige andere unterschiedliche Gruppen. Aber es gibt Überschneidungen in den zugrundeliegenden Ideologien. Häufig besteht eine kritische bis feindliche Haltung gegenüber dem Feminismus und modernen Geschlechterrollen und die Anhänger sehen sich als Opfer einer liberalen Welt. Sie propagieren und diskutieren in ihren Netzwerken gegen Frauen und gießen diesen Hass in entsprechende Gewaltfantasien in Form von Texten, Videos und Memes.

Manchmal finden sich die Hassbotschaften nur subtil und damit schwer identifizierbar bei Männlichkeitsinfluencern. Frauen werden ‚im Scherz‘ als dumm oder als Eigentum der Männer betitelt und es werden häufig  ‚traditionelle‘ Werte und Rollenbilder vermittelt. Das alles ist nicht grundsätzlich mit extremem Idealismus gleichzusetzen. Aber steckt Antifeminismus dahinter, dann sollte dies als potentielle Demokratiegefährdung ernstgenommen werden. So oder ähnlich transportierter Antifeminismus bildet nämlich häufig eine Brücke zu extrem rechten Ansichten (vgl. Studie „Frauenhassende Online-Subkulturen“ der Amadeu Antonio Stiftung).

Daher wird in der Forschung gefordert, die Manosphere nicht als Randerscheinung zu verstehen und antifeministische Einstellungen in der Mehrheitsgesellschaft zu hinterfragen (Quelle).

 


Gegen Hate Speech vorgehen

Unsere Demokratie muss auch online durch eine wehrhafte Zivilgesellschaft verteidigt werden. Wahrscheinlich weißt du auch, dass du Hate Speech melden kannst. Dafür bieten die Plattformen wie TikTok und Instagram Meldesysteme. Aber auch plattformunabhängige Meldestellen sorgen dafür, dass rechtsverletzende Kommentare gelöscht werden. Insbesondere bei antisemitischen, rassistischen und rechten Gewaltvorfällen in Hamburg (auch im Netz) ist MeMo eine gute Anlaufstelle.

Wenn du auf fiese und diffamierende antifeministische Aussagen triffst, hilft die bundesweite Meldestelle zu Antifeminismus: http://www.antifeminismus-melden.de.

Weitere, plattformunabhängige Stellen sind:

Hate Speech kann strafrechtlich relevant sein. Daher mache Screenshots von menschenfeindlichen, diskriminierenden oder rassistischen Äußerungen und den Absendern.

Achtung: Zeige Medien wie Bilder oder Videos in denen Hass und Gewalt verbreitet werden direkt von deinem Gerät, speichere sie nicht und sende sie nicht weiter. Sonst machst du dich unter Umständen selbst strafbar.

 


(Quelle:) Jasser, G., Rothermel, AK. (2024). Die Manosphere: Männlichkeit(en), Misogynie und Rechtsextremismus. In: Virchow, F., Hoffstadt, A., Heß, C., Häusler, A. (eds) Handbuch Rechtsextremismus. Springer VS, Wiesbaden

 


 

Weiterführende Infos (auch für deine Eltern):

Auf den Seiten der Amadeu Antonio Stiftung findest du mehr darüber was Antifeminismus ist und was bei einer Meldung passiert. Außerdem erfährst du mehr über Frauen in der rechten Szene.


enlightenedBundesweite Meldestelle zu Antifeminismus: http://www.antifeminismus-melden.de


Auf unseren Seiten zu Diskriminierung und Extremismus findest du eine Reihe von Links, Beiträgen, Downloads sowie Adressen von wichtigen regionalen und bundesweiten Organisationen und Verbänden, die über Diskriminierung, politischen und religiösen Extremismus, Prävention und Aussteigerhilfe informieren.

Melde konsequent Hass und Hetze im Netz auf www.hateaid.org und antisemitische, rassistische und rechte Gewaltvorfälle in Hamburg bei www.memo-hinweisstelle.de


Illustration diskutierender Menschen. Leere Sprechblasen. © pixaby.de/geraltMehr zu Rassismus im Netz findest du im Beitrag „Zielscheiben von Hass“.


Illustration diskutierender Menschen. Leere Sprechblasen. © pixaby.de/geraltMehr zu Antifeminismus findest du im Beitrag ANTIFEMINISMUS - INFLUENCERINNEN


 © Polizeiliche KriminalpräventionMehr zu Hass im Netz, insbesondere zu Handygewalt findest du im Beitrag „Digital = real“.


 

 


Bild von Markus Winkler auf Pixabay.

Text: Jessica aus der JIZ Redaktion

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