Lass nicht jeden an deine Haut

Hyaluronunterspritzung nur durch qualifiziertes medizinisches Fachpersonal

Kurz & knapp

Glatte und faltenfreie Haut, pralle Wangen und volle Lippen durch ästhetische Behandlungen? Das solltest du über Hyaluronunterspritzung wissen:

Risiken

Infektionen und Entzündungen, allergische Reaktionen, Wülste oder Beulen durch Überfüllung, Gefäßverschluss welcher zu abgestorbenen Gewebeteilen und im schlimmsten Fall zu Erblindung führen kann. Mehr Infos zu den Risiken.

Rechtliches

Hyaluronunterspritzung darf nur vom qualifizierten medizinischen Fachpersonal durchgeführt werden. Das sind Ärzte oder Personen mit entsprechender behördlicher Erlaubnis. Mehr Infos zum Berufungsurteil von 2012.

Info zu Heilpraktiker und Heilpraktikerinnen

Sie dürfen Faltenunterspritzungen mit Hyaluronsäure vornehmen. Die Erlaubniserteilung für die heilpraktizierende Person erfolgt nach einer Überprüfung durch das Gesundheitsamt. Achte darauf, dass du umfassend über die Behandlung, Risiken und Nebenwirkungen aufgeklärt wirst. Mehr Infos zum HeilprG.

Hyaluron Pen

Auch hierbei wird deine Haut verletzt und das ist mit Risiken verbunden. Wir empfehlen dir: Lass dich von Ärzten und Ärztinnen oder dafür qualifizierten Heilpraktikern und Heilpraktikerinnen beraten. Mehr Infos zum Hyaluron Pen.

Schönheitsideale

Eine Haut wie gemalt, ohne Falten, glatt und fest – so strahlt sie uns auf Werbeplakaten entgegen und so haben sie unsere Lieblings-Stars sowieso. Auch in den sozialen Medien scheint dieses Ideal der Maßstab zu sein, an dem sich Menschen messen. Daher nutzen viele Menschen Filter, um auf ihren Bildern und in ihren Videos mit makelloser Haut zu erscheinen.

Ihr ‚perfektes‘ Aussehen verdanken die Stars und Influencer und Influencerinnen oft aber auch ästhetischen Behandlungen. Dem Hype um Kylie Jenners Lippen beispielsweise eifer(te)n zahlreiche junge Mädchen nach. Viele entscheiden sich sogar für eine Behandlung mit Botox oder Hyaluronsäure. Im Gegensatz zu Botox ist Hyaluron kein Nervengift, sondern kommt von Natur aus im menschlichen Körper vor und sorgt für die Feuchtigkeitsversorgung und Hautelastizität. Aber ist ein ästhetischer Eingriff mit Hyaluronsäure deshalb harmlos?

Wir sollten an dieser Stelle dringend einen Diskurs darüber führen, dass dieser Trend zu idealistischen Schönheitsstandards beiträgt und Menschen dazu ermutigen kann, sich unnötigen ästhetischen Eingriffen zu unterziehen. Das führen wir (an dieser Stelle) aber nicht weiter aus. Vielmehr wünschen wir uns, wenn du eine solche Behandlung in Betracht ziehst, dass du vorher gründlich recherchierst, dich informierst und von qualifizierten Fachleuten beraten lässt. Im nächsten Absatz wollen wir dir deshalb ein paar Infos mitgeben.

Eines vorweg: Entscheidest du dich letztlich für einen Eingriff, so lass ihn nur von Ärzten und Ärztinnen oder dafür qualifizierten Heilpraktikern und Heilpraktikerinnen durchführen.

Im Video von FUNK: Wie läuft eine Hyaluronsäure-Filler-Behandlung ab?

Risiken der Hyaluronsäure-Filler-Behandlung

Die Hyaluronsäure-Filler-Behandlung ohne qualifiziertes medizinisches Fachpersonal birgt nämlich erhebliche Risiken und Nebenwirkungen. Das wird bei solchen Routineeingriffen, die dazu auch noch recht schnell zu bewerkstelligen sind, oft ignoriert. Leichte Rötungen, Schwellungen und blaue Flecken können natürlich auch bei sachgerechter Durchführung auftreten. Schließlich wird eine Nadel in deine Haut gestochen.

Was aber tunlichst vermieden werden sollte: eine Infektion. Jede Injektionstechnik birgt das Risiko einer Infektion. Insbesondere dann, wenn die Unterspritzung nicht unter sterilen Bedingungen und von einer erfahrenen Fachkraft durchgeführt wird. Also dann, wenn die Spritzen, Nadeln oder Flüssigkeiten nicht ordnungsgemäß gelagert, sterilisiert oder vorbereitet werden und dadurch Keime in die Injektion gelangen oder durch schmutzige Hände, Oberflächen oder unhygienische Bedingungen der Einrichtung die Einstichstelle kontaminiert oder verunreinigt wird.

Bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem besteht ein erhöhtes Risiko für Infektionen, da ihr Körper weniger in der Lage ist, Krankheitserreger abzuwehren. Manche Menschen reagieren auf verschiedene Substanzen außerdem allergisch. Nur qualifiziertes medizinisches Fachpersonal kann das Risiko und/oder entsprechende Reaktionen erkennen und entsprechend handeln.

Der Gefäßverschluss gehört zu den schwersten Komplikationen, die sich aus der Injektion von Gesichtsfüllern ergeben und dazu führen, dass Gewebe schlecht oder gar nicht mehr durchblutet wird und absterben kann. Eine sogenannte Nekrose entsteht, wenn der Filler direkt in ein Blutgefäß – und damit unsachgemäß - gespritzt wurde. Wenn es sich um Blutgefäße handelt, die den Sehnerv versorgen, droht Erblindung.

Bei Überfüllung, d. h. wenn zu viel Hyaluronsäure injiziert wird oder wenn die Injektionen zu oft wiederholt werden, können unnatürlich aussehende Veränderungen im Gesicht auftreten. Dabei lagert sich das Hyaluron in der Haut ab und bildet Wülste oder Beulen:

Im Video: Überfüllung mit Hyaluronsäure

Auch wächst der Markt für illegale Injektionen weiter, insbesondere dort, wo die Nachfrage an kostengünstigen Verfahren steigt. Die Injektionen mit diesem Material werden selbstredend in der Regel nicht in einem medizinischen Umfeld durchgeführt, sondern bspw. in Kosmetikstudios oder im Hotel-SPA von einem nicht lizenzierten Anbieter. Einer der beliebtesten illegalen Füllstoffe ist eine Art Silikon, das als Biopolymer bekannt ist.

Gericht entscheidet: Hyaluronunterspritzung darf nur vom qualifiziertem medizinischem Fachpersonal durchgeführt werden

Das Oberlandesgericht Karlsruhe hat 2012 in einem Berufungsurteil entschieden, dass die Faltenunterspritzung mit hyaluronsäurehaltigen Präparaten eine erlaubnispflichtige Ausübung der Heilkunde darstellt. Dies bedeutet, dass nur Ärzte oder Personen mit entsprechender behördlicher Erlaubnis diese Behandlung durchführen dürfen, da sie medizinische Fachkenntnisse erfordert und gesundheitliche Schäden verursachen kann. Die Tätigkeit des Faltenunterspritzens erfordert spezifische Kenntnisse über den Aufbau der Haut, die Lage von Blutgefäßen, Nervenbahnen und Muskeln sowie das verwendete Implantat. Daher muss diese Behandlung von qualifiziertem medizinischem Fachpersonal durchgeführt werden.

Eingriff beim Heilpraktiker – dürfen die das?

Auch Heilpraktiker und Heilpraktikerinnen gem. § 1 Heilpraktikergesetz (HeilprG) dürfen Faltenunterspritzungen mit Hyaluronsäure vornehmen. Das hat das OVG Münster als unter § 1 Abs.2 HeilprG für zulässig erachtet.

Im Gegensatz zum Mediziner oder zur Medizinerin gibt es bei den Heilpraktikern noch keine staatlich festgeschriebene Ausbildung. Die Erlaubniserteilung für heilpraktizierenden Person erfolgt nach einer Überprüfung durch das Gesundheitsamt. Wenn du dich entscheidest, zu einer Heilpraktikerin oder einem Heilpraktiker zu gehen, so achte darauf, dass sich diese oder dieser ausreichend Zeit nimmt, dich über die Behandlung zu informieren und über Risiken und Nebenwirkungen aufzuklären. Du kannst ihn oder sie auch nach der Mitgliedschaft in einem Fachverband fragen und wie lange er oder sie bereits praktiziert und die Hyaluronsäure-Filler-Behandlung durchführt. Achte darauf, ob die Angaben plausibel sind, z. B. kann den Beruf nur ausüben, wer das 25. Lebensjahr vollendet hat. Lass dich nach Möglichkeit von einer (erwachsenen) Vertrauensperson begleiten.

Der Hyaluron Pen

Mit einem sogenannten Hyaluron-Pen kann Hyaluronsäure unter starkem Druck und mit hoher Geschwindigkeit ins Gewebe gebracht werden. Viele Kosmetikerinnen und Kosmetiker werben mit dieser augenscheinlich milderen Behandlung. Aber auch diese sollten nur Ärztinnen und Ärzte sowie Heilpraktikerinnen und Heilpraktiker vornehmen. Denn auch hierbei wird deine Haut verletzt, und Infektionen und allergische Reaktionen können die Folge sein. Diesen vorzubeugen, sie zu erkennen und entsprechend zu behandeln, erfordert medizinisches Wissen. In einigen Bundesländern darf der Pen deshalb nur von qualifiziertem medizinischen Fachpersonal angewendet werden*. Das gilt grundsätzlich auch für Hamburg. Wir empfehlen dir: Lass dich von Ärzten und Ärztinnen oder dafür qualifizierten Heilpraktikern und Heilpraktikerinnen beraten.