Der Hamburger Jugendserver

Generationen im Wandel

Von 'OK Boomer' zu 'Hey Snowflake' - Wie Generationen sich verstehen und Herausforderungen gemeinsam meistern

 

„OK Boomer!“. „Hey Snowflake!“ - sind Bemerkungen, die mehr als bloße Sticheleien sind. Sie sind mit Vorurteilen beladen und grenzen an Diskriminierung.  Solche Begriffe kennst du sicherlich auch. Was musstest du dir schon anhören oder hast du genutzt? Fühlst du dich einer Generation zugehörig? Und siehst du bei deinen Altersgenossen mehr Unterschiede oder Gemeinsamkeiten?

X, Y, Z, 68er, Boomer, Golf, Ecstasy, MTV, Porno, „Null Bock“, Praktikum, Nintendo, Facebook, Selfie, Klima, Lost, Corona, Gaza, Krise und Hoffnung…

„Der größte Fehler, den die Jugend von heute macht, ist der, dass man nicht mehr zu ihr gehört.“ – Dieses Zitat von Salvador Dalí bringt zum Ausdruck, wie Generationen oft missverstanden werden. Jede Generation hat ihre eigene Bezeichnung. Der Begriff ‚Generation‘ wird so häufig verwendet, dass er beinahe inflationär erscheint.

Doch warum eigentlich Generation?

Der Begriff wird in verschiedenen Zusammenhängen verwendet, in der Genealogie, der Biologie, der Soziologie. Meist bezieht er sich auf eine große Gruppe von Menschen, oft als Kohorte bezeichnet, die innerhalb eines bestimmten Zeitraums geboren wurden und somit ähnliche Lebenserfahrungen teilen.

Die politische Heimat- und Weltlage, die gesellschaftlichen Werte und Normen, die Arbeitswelt, Entwicklungen in Technologie, Wissenschaft und Kultur haben einen Einfluss auf uns, gerade in der prägenden Zeit zwischen 15 und 25 Jahren. Zum Beispiel hat die Einführung des Internets und der sozialen Medien die Art und Weise, wie die Millennials (Generation Y) und die Generation Z kommunizieren und Informationen konsumieren, grundlegend verändert. Im Gegensatz dazu waren frühere Generationen auf traditionellere Medien angewiesen.

Der klassische Generationenbegriff geht davon aus, dass Menschen in jungen Jahren stark durch äußere Einflüsse geprägt sind. Einflüsse die erstens, nur sie prägen und zweitens, ein Leben lang. Diese Prägung soll ihre Einstellungen und Werte bestimmen und von anderen Generationen unterscheiden. Doch nicht alle denken und handeln gleich, nur weil sie das Geburtsjahr teilen.

Der Soziologe Martin Schröder lehnt diesen Begriff des Generationeneffekts auch ab. Keine empirischen Daten geben das her. Er argumentiert, dass wenn man den Alterseffekt und den Periodeneffekt aus allen erhobenen Daten rausrechnet, hat das Geburtsjahr keinen Einfluss auf die Einstellungen und Werte einer Generation.

Alterseffekt: In einem bestimmten Alter denkt man anders, will was anderes, hat andere Ansprüche, andere Träume. 15- und 40jährige trennt immer etwas, egal in welchem Jahrzehnt sie leben.

Periodeneffekt: Alle, Alt und Jung, machen sich jetzt Sorgen um das Klima. Wir alle sind auch sensibler geworden, wenn es um Diskriminierung geht. Mit den Änderungen in der Welt und der Gesellschaft ändern wir unsere Meinungen und Einstellungen.

Effekte die man einer Generation zuschreibt sind viel mehr Auswirkungen des Zeitgeistes und der wiederum betrifft ja alle. Wir gehen nur je nach unserer Lebenserfahrung anders damit um. Wie wir denken, was wir erwarten, hoffen und träumen wird doch vor allem von unserem Umfeld, den Peers, dem Milieu, der Bubble, der Kultur geprägt.

Generation Krise und Hoffnung bedingen sich

Die Altersgruppe der unter Dreißigjährigen wuchs und wächst in Zeiten großer Herausforderungen auf. Während Menschen, die bis in die 1990er Jahre geboren sind, eine weitgehend sorglose Kindheit und Jugend hatten, wo globale Krisen oft nur ferne Nachrichten waren, ist die Realität für die jüngeren Jahrgänge eine ganz andere. Von Klimawandel über Finanzkrisen bis hin zu den direkten Auswirkungen globaler Konflikte und Pandemien - Krisen sind ein konstanter Begleiter geworden.

Ihr habt eure prägenden Jahre in einem Klima der Unsicherheit verbracht. Die Finanzkrise hat bei vielen die Kindheit überschattet, ihr habt die Sorgen der Eltern miterlebt. Dann kam Corona, das für zwei entscheidende Jahre der persönlichen und beruflichen Entwicklung starke Einschränkungen brachte. Klimawandel ist keine Bedrohung der Zukunft mehr, sondern die Realität, mit der wir ein Leben lang umgehen müssen.

Für Menschen zwischen 18 und 30 Jahren, die noch keine Eltern sind aber auch schon lange nicht mehr als Kinder gelten, wirken sich diese Krisen besonders belastend aus. Ihr seid auf der Suche nach Orientierung und plant euer Leben in einer Zeit, wo traditionelle Meilensteine wie stabile Karrieren, Familienplanung und der Erwerb von Eigentum nicht mehr selbstverständlich sind.

Inmitten dieser Unsicherheiten sehnen Menschen sich nach Struktur, Stabilität und Sicherheit. Die Bedeutung von Familie, Freunden und einer zuverlässigen Arbeit gewinnt zunehmend an Gewicht. Doch wie finden wir in einer Zeit, in der „Carpe Diem“ oft von der nächsten Krise überschattet wird, unseren Weg?

Balance und Resilienz

Der ständige Strom von Nachrichten und die Notwendigkeit, immer „online“ zu sein, fordern ihren Tribut. Wir Menschen müssen eine Balance finden zwischen gut informiert sein und der Bewahrung unserer mentalen Gesundheit. Dazu gehört, gelegentlich das Smartphone beiseite zu legen und bewusst Pausen von der digitalen Welt zu nehmen. Manchmal hilft es, alle elektronischen Geräte wie Computer, Smartphones und Fernseher auszuschalten und eine gewisse Zeit ohne Bildschirm zu verbringen. Auch Hobbys, Sport und kreative Aktivitäten wie malen, basteln oder musizieren helfen, bewusst abzuschalten und auf andere Gedanken zu kommen.

Bewusste Mediennutzung - Jugendserver Hamburg (jugendserver-hamburg.de

Auch ein „Safe Space“ oder sicherer Ort kann viel bedeuten – ein Rückzugsort, an dem wir uns ohne Angst vor Urteilen oder Belästigung ausdrücken und entwickeln können. Dann können wir das Schöne im Leben schätzen lernen, uns eine Auszeit von Stress gönnen und Kraft tanken. Schließlich gibt es auch immer wieder kleine und große Freuden in unserem Leben, die wir ganz ohne schlechtes Gewissen genießen dürfen.  Aber egal, ob du Meditation, Achtsamkeitsübungen, Yoga, Fußballspielen oder einen Spaziergang zum Ausgleich brauchst, in einer Welt, die oft von Krisen erschüttert wird, müssen wir unsere Fähigkeit bewahren, resilient zu bleiben und die Hoffnung nicht zu verlieren. Wir alle stehen am Beginn einer neuen Ära, in der wir die Herausforderungen und Chancen unserer Zeit nicht nur erkennen, sondern auch aktiv nutzen können.

 

Weitere Beiträge auf unserem Jugendportal:

Was ist Glück und wie kann ich es finden?

Generation Z - Neue Trends am Arbeitsmarkt

 

Zum Nachlesen, -sehen und -hören:

Generation Krise Hoffnung - Interview mit der Autorin Amelie Marie Weber auf der Frankfurter Buchmesse https://youtu.be/1eh6uJgEnd4
SWR 1 Interview mit der Wirtschaftspsychologin Meike Terstiege - Das können wir von der Generation Z lernen! https://www.swr.de/swr1/swr1leute/meike-terstiege-ueber-generation-z-100.html
wissen weekly: Gen Z vs. Millennials: Wie groß sind die Unterschiede zwischen den Generationen? https://open.spotify.com/episode/0MPMqIjbKawTye5g9eVoNp
Podcast der FAZ – Gen Z gegen Boomer; Was Generationen trennt? https://youtu.de/WebqlnAvBTY
Martin Schröder: Warum es keine Generationen gibt https://www.martin-schroeder.de/2023/07/17/warum-es-keine-generationen-gibt/
Deutschlandfunk - Ob Babyboomer oder Gen Z: Hat jede Generation tatsächlich ihre eigenen Werte? https://www.deutschlandfunk.de/suche?drsearch%3AsearchText=generation&drsearch%3Astations=4f8db02a-35ae-4b78-9cd0-86b177726ec0
APuZ Aus Politik und Zeitgeschichte - Dialog der Generationen https://www.bpb.de/shop/zeitschriften/apuz/29217/dialog-der-generationen/

 

Text: Lars aus der JIZ-Redaktion

Fotos: David Graumann

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