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Wie kann es dazu kommen, dass Jugendliche kriminell werden? Eine Ursachenforschung

Ein Artikel von Double-G und Double-H

 

Wie kann es dazu kommen, dass Jugendliche kriminell werden? Eine Ursachenforschung

Ein Artikel von Double-G und Double-H (Schreibgruppe der JVA Hahnöfersand).
 


1. Schlechtes Elternhaus / schlechte Gegend:

Am meisten leiden die Kinder darunter, wenn die Eltern mit ihrem Leben überfordert, ständig im Stress sind oder kein Geld haben. Und keine Verantwortung für ihre Kinder übernehmen. Eltern sollten ein Vorbild für ihre Kinder sein und vor ihren Augen auch keinen Alkohol trinken oder Drogen nehmen. Solche Eltern kommen oft nicht gut mit ihren Kindern zurecht. Manche schlagen ihre Kinder, weil sie mit ihren eigenen Problemen nicht klarkommen und sie so direkt an ihre Kinder weitergeben. Einige Eltern sind drogenabhängig und sind oder waren früher selbst kriminell. Doch gerade Kinder brauchen in jungen Jahren die Aufmerksamkeit ihrer Eltern ganz besonders. Sie brauchen jemanden, der sie möglichst früh darüber aufklärt, was im Leben richtig und was falsch ist. Dazu kommt, dass in manchen Stadtvierteln fast nur Familien leben, die in der gleichen Situation sind: finanzielle Probleme, viel Kriminalität, Leute, die illegal dort leben. Die Jugendlichen sind oft sich selbst überlassen und von kriminellen Menschen und schlechten Vorbildern umgeben. Und meistens haben sie gar keine andere Wahl.

 

2. Falsche Freunde:

Durch falsche Freunde wird man meistens auch selbst kriminell, weil sie einen dazu verleiten, einfach mal mitzumachen, wenn sie etwas Kriminelles tun. Sie reden auf dich ein und sagen, es wäre doch gar nicht schlimm, einfach mal Mist zu machen. Sie versuchen dich zu verlocken, indem sie dir erzählen, dass du immer ein bisschen mehr Geld haben könntest, und dass das ganz leicht wäre. Sie können dich dann auch für ihre kriminellen Ideen benutzen. Und weil man täglich mit ihnen abhängt, will man sie auch nicht verletzen oder ausgeschlossen werden, wenn man „Nein“ sagt. Und so können sie dir einreden, dass Kriminalität doch ein guter Weg wäre, an Geld zu kommen.

 

3. Falsche Vorbilder:

Jugendliche nehmen sich oft Kriminelle zum Vorbild, weil sie sehen, was diese sich alles leisten können – und das ist verlockend. Auch deutscher Rap/Gangster-Rap spielt dabei eine wichtige Rolle, denn es wird meist über Drogen, Gewalt und Kriminalität gerappt. Zuhälterei und Drogengangs werden verherrlicht. Die heutigen Jugendlichen finden es schon cool, kriminell zu sein – so wollen sie auch sein. Denn die Rapper fahren teure Autos, tragen teure Designerklamotten und dicke Goldketten und haben immer viel Bargeld dabei. Die Jugendlichen denken, das wäre einfach, auch so zu leben und schnell reich zu werden. Doch dabei wissen sie gar nicht, wie anstrengend ein kriminelles Leben in Wirklichkeit ist. Man hat gute und schlechte Tage, und denkt auch meistens gar nicht über die Folgen seiner Taten nach. Kriminelle Leute werden in der Öffentlichkeit oft respektiert oder sogar verherrlicht, zum Beispiel Mafiabosse, Drogengangster wie Pablo Escobar, über die es viele Filme und Serien gibt. Und die Jugendlichen wollen genauso angesehen werden, teure Klamotten tragen und cool sein. Sie wollen auch respektiert werden und dazugehören. Auch die Älteren aus der eigenen Gegend, die bereits kriminell sind, können Vorbilder sein, weil oft ein gutes Vorbild aus der eigenen Familie fehlt.

 

4. Keine Bildung:

Wenn man ein Problemkind ist, um das sich niemand wirklich kümmert, wird es beim Thema „Schule“ schon schwierig. Viele Kinder lernen gar nicht richtig Lesen und Schreiben. Und die Motivation, es zu lernen, sinkt immer weiter, weil sie denken, dass sie es ja sowieso nicht schaffen. Oft sind sie nach der Grundschule kaum weiter zur Schule gegangen und haben Bildung nicht ernst genommen. Scheiße bauen und Schule schwänzen war oft wichtiger. Und weil sich ihre Eltern auch nicht um Bildung gekümmert haben, dachten die Kinder oft, das sei gar nicht nötig. Wenn du keinen Schulabschluss machst, und deswegen keine Ausbildung findest, hast du eigentlich schon verloren. Du weißt gar nicht, wie man eine Bewerbung schreibt, wie man eine Arbeit finden soll. Im Grunde hat man sein Leben oft schon als Jugendlicher aufgegeben.

 

5. Falsche Lebenseinstellung:

Jugendliche brauchen Ziele im Leben. Sie müssen von der Straße wegkommen – oder gar nicht erst dort landen. Viele Kriminelle haben keinen Schulabschluss oder keine Ausbildung, weil sie glauben, sie schaffen das sowieso nicht.

 

6. Schnelles Geld:

Wenn man keine Ausbildung und keine Arbeit hat, will man aber trotzdem Geld verdienen. Oder jedenfalls Geld haben, auch wenn man keine Möglichkeit für sich sieht, es durch Arbeit zu verdienen. Schnelles Geld ist einfach zu verlockend. Dann macht man zum Beispiel einen Einbruch. Dann hat man plötzlich Geld und denkt sich: Das ging doch schnell. Und das war doch leicht. Und dann macht man es immer wieder. Leute abziehen, Drogen verkaufen, Einbruch, Raubüberfall – das sind die meisten Straftaten für schnelles Geld.

 

7. Kein geregelter Tagesablauf:

Kriminelle Jugendliche kennen meist keinen geregelten Tagesablauf. Wenn man schon im frühen Alter die Schule schwänzt und keine Ausbildung macht, hängt man oft mit Leuten ab, bei denen es genauso ist. Die Perspektive fehlt, deshalb fängt man oft an, Drogen zu nehmen oder Straftaten zu begehen – aus Langeweile oder um an Geld zu kommen. Meist lernen schon Kinder, die später kriminell werden, kein geregeltes Leben, weil auch ihre Eltern keinen geregelten Tagesablauf haben: Vielleicht haben sie keine Arbeit oder waren selbst kaum in der Schule, sind Einwanderer, haben Probleme mit der deutschen Sprache und können ihre Kinder deshalb nicht unterstützen.

 

8. Kriminelles Leben:

Irgendwann wird die eigene Kriminalität zum Alltag, und die Jugendlichen kennen gar kein anderes Leben mehr: Drogen verkaufen, Einbrüche machen, Raubüberfälle – wenn dein Leben nur noch um einen Status kreist, den du präsentierst, und du nur noch auf illegale Weise an Geld kommst, dann finanzierst du dein Leben irgendwann nur noch durch Kriminalität. Und du weißt eigentlich gar nicht, wie man sein Leben mit normaler Arbeit bestreitet.
 


Bildnachweis: Fensterlicht auf Mauer © Jugendinfozentrum Hamburg
Die Klarnamen der Verfasser sind durch Pseudonyme ersetzt.

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