Der Hamburger Jugendserver

Zum Besuch von Gabriel G. und Igor Z. von "Meet a Jew" - Teil 2

von Sefo, Bugsbunny, Che23 und Mr. Afro

(Schreibgruppe der JVA Hahnöfersand)
 

Sefo:

Ich fand Igor und Gabriel sehr nett, ich habe viel mitgenommen – das Gespräch war sehr interessant. Mensch ist Mensch, das war für mich sofort klar. Auch, dass ich zu unseren Gästen natürlich nett und höflich bin. Ich habe sie gefragt, ob sie schon mal den Koran gelesen hätten: der eine nicht, der andere hat es vor. Igor hat mich gefragt, wie oft am Tag Muslime beten. Ich habe geantwortet: fünfmal am Tag. Und Gabriel hat erzählt, dass, wenn sich mindestens zehn Männer zusammenfinden, ein jüdischer Gottesdienst stattfinden kann. Das wusste ich vorher auch nicht.

Wir haben über Israel gesprochen und warum sich die Israelis und die Palästinenser eigentlich so hassen. Sie haben uns die Geschichte von Israel erzählt, auch, dass das ganze Gebiet früher zum osmanischen Reich gehörte. Ich habe mich sehr gefreut, dass diese Begegnung stattgefunden hat.
 


Bugsbunny:

Ich fand, diese Begegnung war insgesamt eine tolle Aktion: dass jemand sich die Mühe macht, darüber nachzudenken, wie die Insassen der JVA über Juden denken. Uns wurde es also ermöglicht, zwei Männer, die dem Judentum angehören, kennenzulernen. Vielleicht wurde dadurch die Ansicht einiger Insassen zum Positiven geändert. Für mich persönlich hat sich nichts geändert. Mensch ist für mich Mensch – und diese „gesonderten Gespräche“ machen nur unnötige Unterschiede zwischen uns.
 


Che23:

Wir hatten zwei Menschen mit jüdischem Glauben bei uns zu Gast. Igor war Ukrainer und ist damals nach Bayern eingewandert. Später ist er der Liebe wegen nach Norddeutschland gezogen, jetzt ist er Lehrer und hat drei Kinder.

Gabriel war 74 Jahre alt und ist in Amsterdam geboren. Sein Vater war in der Nazizeit im KZ.

Unser Treffen war eine sehr entspannte Runde. Ich hatte das Gefühl, dass es vorher so aufgepusht wurde, dass zwei Juden zu uns kommen. Und als sie dann vor uns saßen, kam es mir ein bisschen komisch vor, als wären sie irgendwie abgestempelt, weil sie Juden sind. In meinen Augen waren die beiden zwei ganz normale Menschen, die an das glauben, woran sie eben glauben. Jeder der beiden hatte seine eigene Geschichte zu erzählen, was ich toll fand. Im Endeffekt fand ich es gut, dass die beiden auch offen und ehrlich waren und ihre eigene Meinung zu unseren Fragen vertreten konnten. Ich fand, es war ein gelungenes Treffen.
 


Mr. Afro:

Für die meisten von uns war dieses Treffen mit Gabriel und Igor vielleicht ein besonderes oder wichtiges Gespräch, weil sie vielleicht Probleme mit Juden haben. Oder sie haben irgendwelche Vorurteile. Ich habe kein Problem mit Juden. Ich habe generell kein Problem mit anderen Religionen. Jeder Mensch kann in meinen Augen sein, wie er will, und an das glauben, woran er will – Hauptsache, er nervt mich nicht damit. Wenn ich ein Problem mit einem Menschen habe, dann mache ich ganz bestimmt nicht seine Religion dafür verantwortlich. Wenn jemand etwas gegen eine andere Religion hat, dann ist er einfach dumm und hat seinen Glauben nicht verstanden.

 


enlightenedMehr über das Schreibprojekt HAFTNOTIZEN, die Schreibtrainerin Tania Kibermanis sowie die Bedingungen, unter denen die Texte entstehen, erfährst du auf der Startseite der Haftnotizen.


Die Klarnamen der Verfasser sind durch Pseudonyme ersetzt.

top