Der Hamburger Jugendserver

Was halten wir von Singapur und den Gesetzen dort?

von Der Schotte und AFG

(Schreibgruppe der JVA Hahnöfersand)
 

Wir haben vor Kurzem im Fernsehen eine Dokumentation über Singapur gesehen – und die meiste Zeit wurde nur darüber gesprochen, wie schön und sauber dieses Land, wie niedrig die Kriminalitätsrate dort ist. Natürlich leben dort viele erfolgreiche Leute, die Immobilienpreise sind unglaublich hoch, und alle Einwohner schwärmen von ihrem Land. Doch wieso ist Singapur eigentlich so frei von Kriminalität, und weshalb ist auch dort die Umweltverschmutzung so gering? Es liegt daran, dass in Singapur knallharte Strafen für Gesetzesbrüche und Regelverstöße gelten. Für eine weggeworfene Zigarettenkippe zahlt man bis zu tausend Euro Strafe, für ausgespuckte Kaugummis sogar noch mehr. Versteht uns nicht falsch – wir finden es gut, dass sich dieses Land so sehr dafür einsetzt, die Umweltverschmutzung gering zu halten. Und wie man sieht, funktioniert es ja auch. Andere Länder sollten sich daran ein Beispiel nehmen. Doch wir finden die Haftstrafen in Singapur absolut unmenschlich. Ganz besonders in Sachen Drogen: Fürs Konsumieren von Drogen kann man lebenslänglich ins Gefängnis kommen, und fürs Verkaufen droht die Todesstrafe. Wir finden, dass das der falsche Weg ist, um mit diesem Thema umzugehen. Einen Menschen ein Leben lang einzusperren, nur weil dieser Drogen konsumiert – das ist doch absurd. Als wäre dieser Mensch mit einem Mal Abschaum und es nicht mehr wert, ein Teil dieser Gesellschaft zu sein. Dass er für seine Sucht oder fürs Ausprobieren nie wieder ein normales Leben führen darf, kann und sollte kein Gesetz sein.

Wir verstehen nicht, wie die Regierung und die Menschen, die in diesem Land leben, so etwas zulassen können. Und das alles auch noch schönreden, mit Stolz über die niedrige Kriminalitätsrate. Natürlich ist sie so gering, wenn man so absurde Strafen verhängt. Stattdessen sollten sie in Singapur lieber die Konsumenten aufklären oder zur Therapie schicken, aber doch nicht lebenslänglich ins Gefängnis – wenn wir darüber nachdenken, werden wir richtig sauer. Deutschland legalisiert Cannabis, und zur gleichen Zeit steckt Singapur die Konsumenten von Cannabis ein Leben lang in den Knast. Dealer erwartet die Todesstrafe – was auch einfach nicht sein kann. Dealer von harten Drogen sollte man schon ins Gefängnis stecken, damit sie daraus lernen und ihre Fehler bereuen, doch sie für einen Fehler umzubringen, den sie begangen haben – das kann nicht richtig sein. Es schreckt zwar bestimmt andere Dealer ab, doch so kann mit diesem Problem nicht umgegangen werden. Einem Menschen einfach das Leben zu beenden, weil dieser Drogen verkauft, kann nicht der richtige Weg sein. Sonst könnte man ja auch gleich die Todesstrafe für jede Gesetzesmissachtung einführen.

Die Todesstrafe sollte es unserer Meinung nach für gar nichts geben, auch wenn es schon echt schlimme Menschen gibt, die es sicherlich verdient haben. Doch wir sind der Meinung, dass weder Menschen noch Länder über Leben und Tod zu entscheiden haben. In Singapur wurden letzten Sommer sechs Hinrichtungen durchgeführt. Trotzdem ist dieses Land immer noch so populär. Singapur geht gut mit dem Thema Umweltverschmutzung um, und sicherlich ist es ein schönes Land. Aber für seine Gesetze kann man es schon auch verachten.

 


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Die Klarnamen der Verfasser sind durch Pseudonyme ersetzt.

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