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Angst

Eine natürliche Kraft, die dich antreibt. Doch was, wenn sie zur Last wird?

 

Angst ist keine Schwäche, das einmal vorweg. Alle von uns kennen sie. Sie ist eine natürliche, nötige und überlebenswichtige Reaktion des menschlichen Lebens und tritt in vielen Formen und Situationen auf. Sie ist gesund, sie regt zum Handeln an und sie geht vorbei. Wenn sie allerdings übermächtig erscheint und sich störend auf dein Leben, auf deinen Alltag auswirkt, dann solltest du was tun.

Um Angst besser zu verstehen, werfen wir erstmal einen Blick auf ähnliche Begriffe wie Vorsicht, Furcht, Mut und Neugier.

Vorsicht und Furcht: Reaktionen auf Gefahren

Vorsicht ist ein vernünftiges Verhalten, wenn wir wissen, dass etwas gefährlich sein könnte. Wenn wir vorsichtig sind, denken wir nach, bevor wir handeln, um uns oder andere zu schützen. Furcht dagegen ist anders. Sie kommt auf, wenn eine Bedrohung direkt vor uns ist. Zum Beispiel, wenn ein aggressiver Hund plötzlich auftaucht, eine Spinne in unser Blickfeld kommt oder ein Blitz einschlägt. Unsere Reaktion in diesem Moment ist schnell und instinktiv, wir wollen uns vor der Gefahr retten.

Angst ist oft unklar

Vorsicht und Furcht sind Angstzustände, die als vorübergehende Emotionen Folgen realer Gefahren sind. Angst als Eigenschaft ist schwerer zu fassen. Sie kann auf viele verschiedene Dinge zurückzuführen sein und ist oft schwer zu erklären. Manchmal haben wir Angst vor Dingen, die vielleicht gar nicht gefährlich sind oder so weit entfernt, dass sie uns nicht direkt bedrohen können. Unsere Gedanken und Sorgen können Angst auslösen, auch wenn keine wirkliche Bedrohung besteht. Manchmal fühlen wir uns auch in sozialen Situationen ängstlich, ohne genau zu wissen warum. Vielleicht hattest du ja mal Angst vor einer Klassenarbeit oder vor einem ernsten Gespräch und kannst dir in etwa vorstellen, wie sich diese diffuse Angst anfühlt.

Mut und Neugier helfen die Angst zu überwinden

Mut ist die Fähigkeit, trotz Angst etwas zu tun. Mutige Menschen sind aber nicht ohne Angst. Sie haben einfach gelernt, ihre Angst zu überwinden oder sie auszuhalten, um tun zu können, was ihnen wichtig und richtig erscheint und das vermeintlich Richtige zu tun. Das Gegenteil von Angst ist die Neugier. Wer neugierig ist, möchte neue Dinge entdecken und verstehen. Wenn wir neugierig sind, sind wir mutig genug, um aus unserer Komfortzone herauszutreten und neue Erfahrungen zu machen.

Die vielen Gesichter der Angst

Angeborene Ängste: Die Ängste, die uns schützen

Manche Ängste sind von Geburt an in uns. Sie sind wie eine Art Alarmsystem, das uns vor Gefahren warnt. Zum Beispiel haben viele Menschen Angst vor Schlangen oder Spinnen. Das ist normal, weil diese Tiere manchmal gefährlich sein können. Ein anderes Beispiel sind Höhen und die Angst vorm Fallen. Wenn wir stürzen, verletzen wir uns. Diese Ängste helfen uns, vorsichtig zu sein. Es sind Ängste, die mit der Evolution des Menschen entstanden.

Phobien: Wenn die Angst zu stark wird

Manchmal wird die Angst zu stark und führt zu Phobien. Das sind massive Angstreaktionen vor bestimmten Dingen oder Situationen. Menschen mit Phobien versuchen oft, diese Dinge zu vermeiden. Zum Beispiel haben manche Menschen so große Angst vor Vögeln, dass sie nicht einmal ein Bild von einer Feder sehen können. Phobien können das Leben schwer machen und professionelle Hilfe ist oft notwendig, um sie zu bewältigen.

Leistungsdruck: Die Angst, nicht gut genug zu sein

In der Schule, bei der Arbeit oder in der Ausbildung fühlen sich viele Menschen unter Druck gesetzt. Sie haben Angst, nicht gut genug zu sein. In solchen Situationen nehmen manche Menschen dann Medikamente oder Pillen, um ihre Angst zu lindern oder besser in etwas zu werden. Aber das sollte immer mit einem Facharzt besprochen werden.

Existenzielle Ängste: Die Angst vor der Zukunft

Manchmal machen wir uns Sorgen über die Zukunft. Wir denken darüber nach, wie es sein wird, wenn wir erwachsen sind oder wie sich der Klimawandel auf die Welt auswirken wird. Wir haben Angst vor Geldproblemen oder davor, ob wir ein Zuhause haben werden. Diese Ängste sind normal, aber sie können uns auch sehr belasten. Es kann helfen, mit einem Therapeuten zu sprechen, der uns dabei unterstützt, besser mit diesen Sorgen umzugehen.

Medien und Angst

In einer Welt, die von ständiger Erreichbarkeit und einem nie endenden Strom von Informationen geprägt ist, können wir besonders anfällig für Ängste und Unsicherheiten werden. Die moderne Medienlandschaft, insbesondere die sozialen Medien, spielt dabei eine entscheidende Rolle.

Soziale Medien und die Verbreitung von Angst

Soziale Medien sind aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken. Sie bieten eine Plattform für Kommunikation, Information und Unterhaltung. Doch leider haben sie auch eine dunkle Seite. Übermäßiger Medienkonsum, insbesondere auf sozialen Medien, kann zu einer erhöhten Angst- und Depressionsrate führen. Medien heben oft negative Nachrichten und Meinungen hervor. Sensationslustige Schlagzeilen und polarisierende Diskussionen dominieren oft unsere Feeds. Dadurch werden Ängste geschürt und Unsicherheiten verstärkt. Medien berichten häufig selektiv und überdramatisieren Dinge, um Aufmerksamkeit zu erregen. Dies kann dazu führen, dass wir ein verzerrtes Bild von der Realität bekommen und uns unnötige Sorgen machen.

Verschwörungsideologien und Populismus

Ein weiteres Problem, das mit der Verbreitung von Angst einhergeht, ist die Anfälligkeit für Verschwörungsideologien und populistische Meinungsmacher. Ängste und Unsicherheiten werden wiederholt von diesen Gruppen ausgenutzt, um Anhänger zu gewinnen. Sie bieten vermeintliche Antworten auf komplexe Fragen und versprechen einfache Lösungen für komplexe Probleme. Fühlen wir uns von Angst getrieben, können wir leichter dazu verleitet werden, solchen Gruppen beizutreten und ihre extremen Ansichten zu teilen.

Politische Kampagnen und Angstmache

Nicht nur in den sozialen Medien, sondern auch in der Politik wird Angst oft als Werkzeug eingesetzt, um Menschen zu mobilisieren. Politische Akteure und Institutionen nutzen die Angst vor Veränderungen oder Unsicherheit, um Wähler zu beeinflussen. Dies kann dazu führen, dass wir politischen Prozessen und Entscheidungsträgern misstrauen.

Wie kannst du dich schützen?

Ängste sind normal, aber wir können lernen, damit umzugehen. Hier sind einige Tipps:

1. Verstehe, dass Angst normal ist

Erst einmal ist es gut zu wissen, dass Angst etwas Natürliches ist. Wenn du in schwierigen oder beängstigenden Situationen bist, reagiert dein Körper und dein Gehirn mit Angst. Das bedeutet, dass es in Ordnung ist, Angst zu haben. Du musst dich nicht schämen oder verstecken. Und weil du weißt, dass sich Angst körperlich ausdrückt, versuche in diesen Situationen etwas Gutes für dich zu tun. So können Sport, bewusstes Essen und/oder eine Umarmung Körper und Geist beruhigen.

2. Achte auf das, was du anschaust

Manchmal können Fernsehen, soziale Medien oder Nachrichten unsere Ängste verstärken. Du solltest immer darüber nachdenken, woher die Informationen kommen und ob sie wirklich stimmen. Versuche, gute Nachrichtenquellen zu finden, die dir verlässliche Informationen geben und tausche dich mit anderen darüber aus. Und vergiss nicht, ab und zu eine Pause von Bildschirmen zu machen, um dich zu entspannen.

3. Suche nach Hilfe

Du musst nicht alleine mit deinen Ängsten kämpfen. Du kannst Freunde, Familie oder Lehrer um Hilfe bitten. Sie sind oft bereit, zuzuhören und dir zu helfen. Wenn du dich keiner nahestehenden Person anvertrauen möchtest oder deine Ängste sehr stark sind, kann es auch sinnvoll sein, mit einem Fachmann oder einer Fachfrau zu sprechen, die viel über Angst weiß. Schulpsychologen und Hausärzte können dir dabei helfen und dir spezielle Tipps, Unterstützung geben und Anlaufstellen nennen.

Angst ist normal, aber sie sollte dein Leben nicht bestimmen. Du kannst lernen, besser damit umzugehen und du kannst deine Ängste überwinden.

 

Hilfsangebote zu allen möglichen Themen findest du natürlich auch hier auf unserem Portal in dem Bereich Rat & Hilfe.

Und wer immer helfen kann, ist die:

Nummer gegen Kummer

Tel. 116 111; Mo-Sa 14-20 Uhr. Die Nummer gegen Kummer richtet sich an Kinder und Jugendliche mit Sorgen aller Art. Hier kannst du, am Telefon oder per E-Mail/Chat, mit qualifizierten und erfahrenen BeraterInnen über sämtliche Probleme ins Gespräch kommen; kostenlos und anonym.

www.nummergegenkummer.de

 

Hinter diesen Links steckt jeweils ein interessanter Podcast zum Thema:
Angst: Was hilft, wenn Sorgen oder Panik das Leben bestimmen? – Der Gesundheitspodcast der Techniker vom 14.03.2022 - https://podcasts.google.com/feed/...E=?t=0
Was bedeutet Angst? - 50 Minuten, der Wissenschaftspodcast der Internationalen Psychoanalytischen Universität Berlin. https://50minuten.../23-was-bedeutet-angst

 

Ein Text von Lars aus der JIZ Redaktion

Bilder: Piranhas © 8385 auf Pixabay; Mobbing © Gerd Altmann auf Pixabay; Atomexplosion © Gerd Altmann auf Pixabay

 

 

 

 

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