CANNABIS LEGALISIERUNG
Für Minderjährige bleibt Bubatz verboten.
Als bekannt wurde, dass sich die Bundesregierung tatsächlich mit der (Teil-)Legalisierung von Cannabis auseinandersetzen wird, ging die Frage: „Wann Bubatz?“, viral. Seit dem 1. April ist der Konsum von Cannabis für Erwachsene in Teilen legal.
Wie kam es dazu, was bedeutet das für dich und was sind eigentlich die Fakten zum Kiffen? Das alles haben wir dir in diesem Beitrag zusammengestellt.
Das ist seither passiert
Die Bundesregierung sieht die bisherige Drogenpolitik bezüglich Cannabis kritisch, da trotz des Verbots von Erwerb und Besitz der Konsum weit verbreitet ist und in den letzten Jahren zugenommen hat. Der Konsum von Schwarzmarktcannabis birgt gesundheitliche Risiken aufgrund unbekannter THC-Gehalte und möglicher Verunreinigungen.
Daher hat der Deutsche Bundestag am 23. Februar 2024 beschlossen, dass Cannabis in Deutschland für Erwachsene nun bald erlaubt sein soll. Doch daran gibt es Kritik von vielen Ärzten und Ärztinnen und auch einige Landespolitikerinnen und Landespolitiker mehrerer Bundesländer haben aus verschiedenen Gründen Bedenken. Deshalb sah es einige Zeit so aus, als würde es mit dem geplanten Inkrafttreten des neuen Gesetztes nicht 'pünktlich' klappen. Nach langem Ringen kam die Cannabis-Teillegalisierung aber doch wie geplant. Der Bundesrat stimmte dem Gesetz zu.
Das Cannabis-Gesetz war ein Einspruchsgesetz, was bedeutet, dass der Bundesrat es nicht direkt verhindern, aber durch die Einberufung eines Vermittlungsausschusses verzögern konnte. In diesem Ausschuss, der aus Mitgliedern des Bundestags und Bundesrats besteht, werden Gesetze diskutiert, die von den Bundesländern im Bundesrat abgelehnt wurden. Die Aufgabe der Mitglieder des Vermittlungsausschusses ist es, einen Kompromiss zu finden.
Es wurde und wird rege in der Gesellschaft über die Teillegalisierung von Cannabis diskutiert. Es gibt viele Meinungen dazu. Und mindestens genauso viele - oft verharmlosende - Falschinformationen. Wer eine Meinung haben will, sollte daher die Fakten kennen. Zunächst aber kurz und knapp: Was ist Cannabis und was macht es mit dem menschlichen Körper?
Cannabis, Gras, Weed, Shit, Bubatz… – was ist das eigentlich und wie wirkt es?
Cannabis ist eine der ältesten Nutz- und Heilpflanzen und gehört zu den Hanfpflanzen. Aus ihr wurde früher zum Beispiel Kleidung oder Seife gefertigt.
Was Cannabis eigentlich genau ist und was über die Geschichte und Wirkung der Pflanze bekannt ist, wird in diesem Video der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung erklärt.
Aus ihr können aber auch Drogen hergestellt werden. Konsumiert wird diese Droge zumeist als selbstgedrehte Zigarette – dem Joint. Darin befindet sich zerbröckeltes Haschisch (gepresstes Harz der Pflanze) oder Marihuana (getrocknete Pflanze), oft mit Tabak vermischt. Wer einen Joint raucht, fühlt sich auf Grund der darin vorkommenden Wirkstoffe Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD) anders. Einigen Menschen gefällt das Gefühl. Denn die Droge wirkt psychoaktiv, sie wirkt sich also auf die Psyche aus. Die berauschende Wirkung von Cannabis ist jedoch nur schwer vorherzusehen. Das hängt auch von Art und Menge ab. Sie ist aber sehr individuell und kann sowohl positive als auch negative Emotionen auslösen und verstärken.
Cannabiskonsum kann allerdings auch gesundheitliche Nebenwirkungen haben. Es kann sich eine halluzinogene Wirkung einstellen, die zu Wahnvorstellungen führt und Angst, Panikgefühle, Filmrisse, Herzrasen oder Übelkeit verursacht.
Cannabis kann psychisch und körperlich abhängig machen. Gerade die psychische Abhängigkeit kann sehr stark werden - das ist mit dem Rauchen vergleichbar. Zumal der mitgerauchte Tabak im Joint sein Übriges dazu tut. Auch wird das Lungenkrebs-Risiko erhöht und das Herz-Kreislauf-System kann Schaden nehmen.
Junge Menschen sind besonders gefährdet
Du bist als Jugendlicher durchs Kiffen noch gefährdeter als Erwachsene. Denn dein Gehirn befindet sich in der Entwicklung. Dein Gehirn reift noch, bis du etwa 25 Jahre alt bist. Das THC im Cannabis stört diesen Reifeprozess. Kiffen kann dazu führen, dass die Konzentrationsfähigkeit gestört und die Leistungsfähigkeit verringert wird. Aktuelle Studienergebnisse weisen darauf hin, dass ein regelmäßiger oder gehäufter Konsum sogar dazu führen kann, dass junge Menschen in einem pubertätsähnlichen Zustand verharren, weil sich die Persönlichkeit nicht weiterentwickelt. Regel- oder übermäßiges Kiffen als junger Mensch birgt auch das erhöhte Risiko für Schizophrenie, Depressionen und Suizidgedanken. Die Droge kann sogar hirnschädigend sein. Auch besteht die Gefahr einer Überdosierung viel eher. Das kann zu einem sogenannten ‚Horrortrip‘ führen. Dann fühlst du dich verfolgt und/oder du siehst Dinge, die gar nicht da sind. Auch ein Kreislaufzusammenbruch ist möglich.
Der regelmäßige Konsum von Cannabis kann aber auch den Alltag durcheinanderbringen. Lustlosigkeit und Konzentrationsschwierigkeiten lassen dich Aufgaben und Termine vergessen oder dein soziales Umfeld vernachlässigen. Das kann bis hin zur völligen sozialen Isolation führen. Gedächtnisprobleme, gesunkene Lernfähigkeit und das Gefühl von Gleichgültigkeit wirken sich negativ auf die schulische oder berufliche Leistungsfähigkeit aus und im schlimmsten Fall gefährdest du deinen Abschluss.
Aber warum kiffen dann alle? Nun, das tun eben nicht alle. Laut einer Studie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung haben mehr als 90 von 100 Jugendlichen noch nie gekifft (91,7 Prozent). Und das ist ganz klar die große Mehrheit. Wer es mal ausprobiert oder auch öfter am Joint zieht, hat unterschiedliche Gründe. Das kann die pure Neugier, ein Ausdruck des persönlichen oder subkulturellen Stils, das Ausloten von Grenzen, dem Gruppenzwang geschuldet, dem Wunsch Konventionen zu entfliehen oder auch Verzweiflung sein. Daher ist es so wichtig, sich mit den Fakten rund um Cannabis auszukennen, sodass eine Entscheidung – wenn sie denn zum Für tendiert – auch wirklich gut abschätzt werden kann.
Die Aussage, dass Cannabis eine Einstiegsdroge sei, lässt sich nach heutigem Stand der Wissenschaft nicht bestätigen. Es ist nämlich so, dass nur ein kleiner Teil derer, die Cannabis konsumieren, später auch andere illegale Drogen nehmen. Hingegen steht fest: Je länger und häufiger gekifft wird und je jünger man ist, desto gefährlicher wird es für die Gesundheit. Die Teillegalisierung bedeutet also keinesfalls, dass der Konsum von Cannabis unschädlich ist.
Dürfen Minderjährige Cannabis anbauen, erwerben und konsumieren?
Kurz und knapp: Der Erwerb, Besitz und Anbau von Cannabis bleibt für Minderjährige weiterhin verboten. Wer Kindern und Jugendlichen Cannabis gibt, wird bestraft. Das neue Gesetz sieht vor, dass „Kindern und Jugendlichen kein Zutritt zu Räumen von Anbauvereinigungen gewährt wird. Dort gilt eine strikte Alterskontrolle“. Minderjährige dürfen natürlich weder Handel betreiben, noch Cannabis-Pflanzen anbauen.
Da der Besitz, Anbau und Erwerb von Cannabis verboten ist, führt ein Verstoß dazu, dass die zuständige Behörde das Cannabis sicherstellt, verwahrt und vernichtet. Es handelt sich um ein verwaltungsrechtliches Verbot. Du hast sonst keine strafrechtlichen Konsequenzen zu fürchten. Dies ist eines der Argumente, die Befürworter der Legalisierung anbringen. Jedoch kannst du davon ausgehen, dass ein Verstoß nicht unbemerkt von deinen Erziehungsberechtigten abgehandelt wird. Die werden nämlich informiert. Bei einer schweren Zuwiderhandlung oder wenn du durch Dritte gefährdet wurdest, so wird sogar der zuständige örtliche Träger der öffentlichen Jugendhilfe informiert, damit Frühinterventionsmaßnahmen eingeleitet werden können. Kurz: Es wird unangenehm.
Der Konsum "in unmittelbarer Gegenwart" von Minderjährigen ist übrigens auch verboten. Damit das auch im öffentlichen Raum klappt, darf in Fußgängerzonen in der Zeit von 7 bis 20 Uhr nicht gekifft werden. Überhaupt nicht erlaubt ist der Konsum in Sichtweite, auf/an und in 100 Metern Luftlinie von Spielplätzen, Schulen, Sportstätten, Kinder- und Jugendeinrichtungen.
Aber auch junge Menschen über 18 Jahre müssen geschützt werden: „Heranwachsende zwischen 18 und 21 Jahren dürfen lediglich Cannabis mit einem begrenzten THC-Maximalgehalt von 10 Prozent von Anbauvereinigungen, in denen sie Mitglied sind, zum Eigenkonsum erhalten und die Menge ist auf 30 g pro Monat begrenzt“, so die Bundesregierung in ihrer Erklärung.
Wie mit allen Drogen, gibst du mit dem Konsum von Cannabis auch ein Stück deiner Selbstkontrolle ab. Das Kiffen ist häufig ein Gruppenphänomen. Daher solltest du dir in ungewohnten Räumen oder unbekannten Situationen immer gründlich überlegen, ob du dich damit wohl fühlst und wo für dich Schluss ist. Besprich dich mit einer Freundin/einem Freund darüber. Passt aufeinander auf!
Kiffen in der Schule…
… ist natürlich weiterhin nicht erlaubt. Genausowenig wie saufen. Auch nicht bevor du zur Schule gehst. Eh klar, oder? Zur Schule kommst du also nach wie vor nüchtern.
Sucht und andere Probleme mit Cannabis
Wenn du ganz dringend Hilfe und Rat brauchst (für dich selbst oder weil du dir Sorgen um jemanden anderes machst) findest du in unserem Notfall-Handy Anlaufstellen, die du entweder rund um die Uhr oder sehr zeitnah kontaktieren kannst, telefonisch und/oder online, kostenfrei und oft auch anonym (wenn du das möchtest). Das Faltblatt kannst du kostenlos bei uns bestellen (E-Mail an jiz@bsb.hamburg.de) und auch als PDF herunterladen. Oder du schaust online in unserer Kategorie Notfallkontakte.
Weitere Anlaufstellen:
Das SuchtPräventionsZentrum (SPZ) berät und unterstützt Hamburger Schulen und Jugendhilfeeinrichtungen bei der Umsetzung schulischer Suchtprävention. Sie bieten Fortbildungen sowie Beratung bei Lösung aktueller Konflikte im Zusammenhang mit Drogen- und Suchtmittelvorfällen, führen Elterninformationsveranstaltungen durch und beraten gefährdete Schülerinnen, Schüler und Eltern. Infos findest du online: SuchtPräventionsZentrum (SPZ).
Unter www.bleib-stark.com findest du kompakte Informationen zum Thema Cannabis und welche Beratungsmöglichkeiten es in Hamburg gibt.
Unter www.quit-the-shit.net können Cannabiskonsumierende, die ihren Konsum einschränken oder einstellen möchten, Unterstützung finden.
Im Deutsches Zentrum für Suchtfragen des Kindes- und Jugendalters gibt es die Drogen- und Alkoholambulanz für Jugendliche, junge Erwachsene und deren Familien.
Weitere Informationen (auch für deine Eltern):
Unter www.cannabispraevention.de informiert die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) über das Thema Cannabis.
Unter www.drugcom.de wird veranschaulicht, was beim Kiffen alles passieren kann und welche langfristigen Folgen es gibt.
Unter Infos-Cannabis.de findest du ein Informationsangebot der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA).
Verschiedene Info-Flyer aus Hamburg:
- Flyer-Bleib-Stark-Kennst-Du-das.pdf
- Flyer-Bleib-Stark-Schon-gewusst.pdf
- Cannabis-NOPE-2018.pdf (bleib-stark.com)
Aktuelle Informationen rund um den Entwurf des Cannabisgesetzes findest du unter Fragen und Antworten zum Cannabisgesetz vom Bundesministerium für Gesundheit.
Bild Cannabis © pixabay/Stay Regular
Text: Jessica aus der JIZ-Redaktion